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Im Land des Lächelns



Neulich in Thailand (Khao Lak) durfte ich für zehn Tage Land und Leute erleben. Es war zwar nur ein kleiner Ausschnitt, aber ich konnte mir dennoch ein Bild davon machen. Ehrlich gesagt hat mich noch kein Land so in Bann gezogen, wie dieses. Und das liegt nicht nur an dem Meer mit seiner Badewannentemperatur, den traumhaften Stränden oder der zauberhaften Fauna und Flora, sondern auch an den Menschen, die dort auf einfache Art und Weise leben - Menschen, die sich mit ihrem Schicksal zufriedengeben.

 

Auch wenn das Zitat von Ex-Ministerpräsident Kukrit Pramoj, dessen Amtszeit nur kurzzeitig von 1975 bis 1976 war, etwas veraltet ist, sagt es dennoch in einem Satz alles aus:

 

„Der Lebensstil der Thai ist geschmackvoll, verwöhnt von einer gütigen, schwelgenden Natur, geprägt von anpassungsfähigen moralischen Werten und einer heiteren Gelassenheit gegenüber den Problemen des Lebens. Für einen Thai besteht das Leben im Grunde in einer einzigen langen Entspannungsphase."

 

Ganz nach dem Motto: Es geschieht, wie es geschehen muss. Man muss sein Schicksal hinnehmen. Dem Buddhismus nach liegen die Ursachen dafür in einem früheren Leben. Daran kann man nichts mehr ändern, dafür aber in diesem Leben alles richtig machen, damit einem so ein Schicksal nicht mehr wiederfährt. Na, wenn das einmal keine gesunde Einstellung ist.



Direkt neben unserer Hotelanlage mit immerzu freundlich lächelndem und Auskunft gebendem Personal befand sich ein Familienbetrieb, der ein kleines Restaurant innehatte sowie einen Stand mit exotischen Früchten. Es wurden nicht nur frisch zubereitete Smoothies in allen Variationen angeboten, sondern auch „Obst to go“. Alleine dort erfuhr ich sehr viel über die Mentalität dieser Leute. Sie arbeiten hart für ihr Geld. Ob jung oder alt, jeder half mit. Selbst die Kleinste mit schätzungsweise 5 Jahren war fleißig bei der Sache und einfach nur zum Vernaschen süß. Auch wenn viele Gäste da waren, vergaßen diese Menschen nicht zu lächeln. Es war ihnen nichts zu viel.

 

Getoppt wurde das Ganze noch durch das vorzügliche, mit Liebe zubereitete Essen und das für nur wenig Geld. Wie wir erfuhren, war ein Familienmitglied Fischer. So gab es dort täglich frischen Fisch. Und mit einer Selbstverständlichkeit bekam man zum Dessert frische Wassermelonen oder Mango mit süßem Reis oder auch einmal einen Likör gratis dazu. Das gibt es übrigens an jeder Ecke. Hier wird nicht nur für den Leib, sondern auch für die Seele gesorgt.

 

Auch auf dem Markt in Bang Niang ging es an manchen Ständen emsig zur Sache. Und an denen mit etwas weniger Betrieb sah man den Menschen nicht an, dass sie auf Profit aus wahren. Sie legten eine Lethargie an den Tag, die fast schon beneidenswert war. Klar wurde man von manchen animiert sich ihre Waren anzuschauen, aber das wirkte eher wie Routine als ein Muss. Hatte man kein Interesse – auch gut.

 

Was ich damit sagen will, ist, dass diese Menschen so selbstgenügsam sind, dass sie nicht viel Geld brauchen, um glücklich und zufrieden zu sein. Zum einen, weil sie es nicht anders kennen, zum anderen, weil sie wahrscheinlich schon viel Leid erleben mussten. Alleine durch den Tsunami in 2004. Dazu sei gesagt, dass unser Hotel und die ganze Straße in Khao Lak von der Flut mitgerissen wurden, wie wir von einem Taxifahrer erfuhren.


Reich sein an Wahrheit, Fleiß, tugendhafter Beherrschung, dabei gute Worte führen, das bringt höchstes Heil.

(Buddha)



Apropos Taxifahrer. Wenn man nicht gerade einen Roller oder ein Auto gemietet hat, ist man auf diese in Thailand angewiesen. Alles zu Fuß zu unternehmen wäre nämlich bei tropischen Temperaturen etwas mühselig. Zumal unsere Ausflüge auch teilweise einige Kilometer entfernt lagen. Wie auch immer, größtenteils machten die Taxifahrer nur ihren Job und waren ziemlich reserviert und distanziert. Dachte ich zuerst. Wenn man jedoch offen auf diese Menschen zugeht, zeigen auch sie auf eine herzliche Art ihr authentisches Wesen. So waren wir einmal mit „Mr. Bond“ (ja, er hieß tatsächlich mit Nachnamen so) zum Affentempel Wat Suwan Kuha mit dem liegenden Buddha nach Phang Nga unterwegs.

 

Nachdem wir die Turtle Farm - für einen guten Zweck - besucht hatten, hielt er unterwegs an, um sich in einem Supermarkt Wasser zu holen und brachte uns sogar welches mit. Aber das war noch nicht alles. Noch zweimal machte er auf dem Weg an wirklich beeindruckenden Tempeln Stopp, obwohl diese nicht auf unserem Programm standen. Mal ehrlich jetzt, würde ein deutscher Taxifahrer auf diese Idee kommen? Bei jenen lautet doch eher die Devise: Time is cash, time is money.



Was ich auch nicht außer Acht lassen will, sind die Tiere, die dort leben. Manchmal glaubte ich sogar auf deren Gesichter ein Lächeln zu sehen, obwohl sie es bestimmt auch nicht leicht haben. Wovon ich hier schreibe, sind vor allem die streunenden Hunde. Mir schien es fast so, als ob sie die Mentalität der Menschen dort angenommen haben. Manchmal sah man ganze Rudel. Und obwohl auch sie ums Überleben kämpfen müssen, wirken sie gelassen und zufrieden, wie eben die Menschen dort. Sie wissen sich zu helfen.

 

Die Affen und Tauben, die sich zu Hauf vor dem Affentempel versammeln, werden allerdings durch die Besucher reichlich mit Bananen und Mais versorgt. Ehrlich gesagt machten sie nur einen gierigen Eindruck. Da sieht man es mal wieder: Immer mehr ist nicht genug. Macht weniger nicht glücklicher? Im Sinne von zufriedener dank Minimalismus? Aber das ist wieder ein anderes Thema ...



Es gibt natürlich auch Menschen, die nicht so freundlich lächelten, bedenke man, dass sie es nicht leicht haben. Aber sie waren wenigstens nicht mürrisch. Einmal sahen wir spät abends eine LKW-Ladung voll mit Arbeitern zusammengepfercht. Das muss man sich einmal vorstellen bei der tropischen Hitze. Auch wenn sie es schon gewohnt sind, mir lief ja schon das Wasser nur beim ruhig Dasitzen in Strömen davon.



Groll mit uns herumtragen ist wie das Greifen nach einem glühenden Stück Kohle in der Absicht, es nach jemandem zu werfen.Man verbrennt sich nur selbst dabei.

(Buddha)


Fazit: Egal ob es die junge Thai ist, die jeden Tag in einer kleinen Garküche vorzügliche Gerichte kocht, oder die Kleinste immer höfflich bedienende, oder die mit Hingabe frisches Obst zubereitende, egal, ob es der lächelnde Hund oder der offene Taxifahrer ist, sollten wir uns alle an deren Bescheidenheit, Genügsamkeit und Gelassenheit ein Beispiel nehmen.

 

(Anmerkung: Bis auf eins sind alle Bilder aus dem eigenen Fotoarchiv.)


Namasté

Eure Tanja

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Kommentare: 7
  • #1

    Pie (Sonntag, 08 April 2018)

    Sehr schön verfasster Text über die Leichtigkeit des Seins, an einem traumhaften Fleckchen Erde.

  • #2

    Solange (Sonntag, 08 April 2018 10:10)

    Mit deinem sehr schönen und lebendigen Bericht sowie Bildern hast du bei mir die Neugierde auf Thailand geweckt.
    Sicherlich eines meiner nächsten Reiseziele.

  • #3

    Kiki (Montag, 09 April 2018 12:12)

    Abgesehen davon,dass Thailand nie mein Reiseziel war und ist, und trotz schönen Bildern ich nicht das Gefühl habe,dorthin zu fliegen,animiert mich dein Artikel über das Land und die Leute, über deren Bescheidenheit,Gelassenheit und Genügsamkeit(wie du schreibst) mehr zu erfahren.

  • #4

    Tanja (Montag, 09 April 2018 14:53)

    Ich danke euch allen für euer positives Feedback. Bin schon darauf gespannt wie ihr dieses wundervolle Land selbst erleben werdet.
    Eure Tanja

  • #5

    Silvia (Donnerstag, 12 April 2018 07:38)

    Hallo Tanja, dein Beitrag über Thailand ist so schön geschrieben. Genauso habe ich die Thais auch erlebt. Sie sehen einfach so entspannt aus und haben immer ein Lächeln für dich übrig :) einfach ein tolles Land, in das ich immer wieder reisen könnte <3
    Liebe Grüße, Silvia

  • #6

    Karlheinz (Sonntag, 29 April 2018 17:45)

    Wunder schön zusammen gefaßt, auch die Beiträge in dem gesammten Blog
    mit den Bildern ist wunderbar geschrieben.
    Liebe Grüße, Karlheinz

  • #7

    Tanja (Montag, 30 April 2018 09:24)

    Lieber Karlheinz, vielen Dank, es freut mich sehr, dass Du Gefallen an meinem Blog findest und er Dir Freude bereitet.

    Ganz herzliche Grüße
    Tanja